DRAFT unrhymed preliminary

Heinrich von Morungen (c.1158-1222): Ich hôrt ûf der heide

Out on the meadow I heard
loud voices and sweet playing.
what it did to my heart
was not bad at all--it felt good.
And the one toward whom my thoughts
strove and soared
I found there, singing--
merrily I jumped in and danced.

I found her hidden
alone and her cheeks wet,
on the very morning
when she had ordered my death.
I'd much rather endure her hatred
than what we went through
when I knelt where she sat
and she poured out her grief.

I found her alone on the battlement
--she had sent for me to come there.
there I could rightly have taken
a proof of her love.
But suddenly it seemed to me that the whole land
was on fire.
It was only the gentle blindfold of love
that had darkened my mind.

****************

Ich hôrt ûf der heide
lûte stimme und süezen klanc.
dâ von wart ich beide
fröiden rîch und trûrens kranc.
nâch der mîn gedanc
sêre ranc unde swanc,
die vant ich ze tanze dâ si sanc.
âne leide ich dô spranc.

Ich vant si verborgen
eine und ir wengel naz,
dô si an dem morgen
mînes tôdes sich vermaz.
der vil lieben haz
tuot mir baz danne daz
dô ich vor ir kniete dâ si saz
und ir sorgen gar vergaz.

Ich vants an der zinnen,
eine, und ich was zir besant.
dâ moht ichs ir minnen
wol mit fuoge hân gepfant.
dô wând ich diu lant
hân verbrant sâ zehant,
wan daz mich ir süezen minne bant
an den sinnen hât erblant.

HERE IS WOLFGANG POHL'S TRANSLATION:

Ich hörte auf der Heide helle Stimme und süßen Klang. Davon wurde ich beides, reich an Freude und frei von Schwermut. Zu der mein Gemüt so sehr strebte und hinflog, die fand ich beim Tanze, wo sie sang. Ohne Kummer sprang auch ich da.

Ich fand sie in einem Versteck alleine und ihre Wangen nass, als sie am selben Morgen sich fest entschlossen hatte, mich zu töten. Die feindliche Gesinnung der heiß Geliebten empfinde ich wohltuender als das Erlebnis, wie ich vor ihr kniete, wo sie saß und ihren Kummer völlig vergaß.

Ich fand sie auf der Zinne alleine, und sie hatte mich holen lassen. Dort hätte ich ihr geschickt ein Pfand ihrer Liebe abnehmen können. Da glaubte ich, dass die Erde auf der Stelle in Flammen aufging, doch hat mir nur das süße Band ihrer Liebe die Sinne geblendet.

HERE ARE POHL'S NOTES ON HvM:

Heinrich von Morungen geb. um 1150 in Morungen/Thüringen gest. 1222 in Leipzig

Der staufische Ministeriale Heinrich des Markgrafen Dietrich IV. von Meißen ist u.a. dadurch urkundlich bekannt, dass er seine Besitzungen dem neugegründeten Thomaskloster vermachte, in das er 1217 selbst eintrat. Seine 33 überlieferten Minnelieder, darunter das "Tageslied", sind von der provenzalischen Troubadourdichtung beeinflußt und bilden den Höhepunkt des mittelalterlichen Minnesangs. Form und Sprache: künstliche Strophenbildung, Fülle und Kühnheit der Bilder und Vergleiche; Phantasie und Anschauungskraft. Enger Motiv- und Stoffkreis; galante Gesellschaftskunst. Großer Einfluss bis ins 15. Jh. (u.a. auf Walther von der Vogelweide und Ulrich von Liechtenstein).

FOR MORE POHL SEE HIS SITE:

http://www.ni.schule.de/~pohl/literatur/